Die Stimme Kroatiens

13:01 / 20.10.2023.

Autor:

Take me to the Candy Shop

Bunt geschminkte Frau mit Lolli
Bunt geschminkte Frau mit Lolli
Foto: Oleksandr P. / Pexels

Uuuuuuiiiiiiiii! Wer hätte gedacht, dass ich 50 Cent öffentlich einmal ein paar Zeilen widmen würde? Wobei es eigentlich verwunderlich ist, dass ich das nicht längst getan habe, so verrückt wie ich nach 50 Cent doch immer war. Und heimlich noch bin, aber das bleibt unter uns.


Es geht natürlich nicht um ein glanzloses Geldstück, sondern um den US-Rapper Curtis James Jackson alias 50 Cent... das leckere, muskelbepackte East-Coast-Schnuckelchen, das meinetwegen bei einem Konzert auch einfach nur schweigend dastehen dürfte, um mich vollends zufriedenzustellen. Die sexistische Aussage geht in Anbetracht seiner Songtexte voll klar, glauben Sie mir. Wir sind damit quasi quitt, der Fifty und ich. Aber auch, wenn ich mich gerade nicht von niederen hormonellen Ausbrüchen leiten lasse, bin ich ein großer Fan des Hip Hops und mag die Rap-Kultur sehr. Und 50 Cent hat sich im Gegensatz zu manch deutschem Möchtegern-Rapper wahrhaftig mit seiner Musik aus Queens' Straßensumpf gekämpft (seine Autobiografie kann ich nur empfehlen). Da darf man getrost auch das typische Image der Rap-Szene bedienen. Die ganze Fassade mit halbnackten Frauen in hüpfenden Autos, räkelnd auf mit Geldscheinen ausgelegten Riesenbetten und mittendrin kiffende, mit Kohle um sich werfende und Klunkern so schwer wie Hanteln behangene, obercoole Gangster-Rapper darf man daher nicht überbewerten, geschweige denn, groß ernstnehmen. Es gehört zum Geschäft. Auch, wenn Curtis Jackson ein sehr erfolgreicher Star ist, gibt es nach meinem Empfinden - auch im Rap - tausendfach bessere Künstler als ihn. Selbst Snoop Dogg, der Halbgott in Baggys, hat künstlerisch nicht viel darzubieten. Ihn habe ich immerhin schon live gesehen und es war das schlechteste, doch zeitgleich coolste, Konzert aller Zeiten. Performer wie 50 Cent oder Snoop Dogg haben sich eben bewusst sehr kommerziell ausgerichtet. Auch das bedarf Talent und harter Arbeit. Und es zieht. Bei mir zum Beispiel.


Auch bei den Kroaten kommt das Gangsterrap-Image offenbar äußerst gut an. So schlenderte ich einst durch den Ort Kupari und traute meinen Ohren kaum, als aus einem unscheinbaren alten Steinhaus inmitten dieser ohnehin unwirklich wirkenden Kulisse von damals noch nicht lang zurückliegenden Kriegsspuren und neu gefundenem, friedlichen Leben plötzlich die Klänge von 50 Cents "Candy Shop" dröhnten. Es passte so gar nicht in dieses Gesamtbild, in diese ruhige Welt. Aber so sehnen letztlich alle nach demselben: 50 Cent - hier sinnbildlich für Genuss, Hingabe, Lebensgefühl. Und auch nun, fast zwei Jahrzehnte später, scheint das Eastside-Leckerchen in Kroatien noch angesagt zu sein. Immerhin war die Zagreb-Arena für sein Konzert am vergangenen Dienstag komplett ausverkauft. Bei den Schlagzeilen zur derzeit laufenden Tour habe ich mich zum einen gefragt, wann zum Teufel ich so alt geworden bin, dass ich davon überhaupt nichts mitbekommen habe und zum anderen gleich gecheckt, wann und wo er hier in Deutschland sein wird. Nächste Woche. Scheiße! Geht nicht. Und die mehreren 50 Cent für solche Konzert-, Hotel-, Bahn- und Feier-Eskapaden sitzen grad auch nicht so locker. Final Lap Tour auch noch. Doppelt scheiße! Was bin ich grad neidisch auf alle, die "meinen" 50 Cent in "meinem" Lieblingsland gesehen haben. Und Busta Rhymes noch dazu. Ich könnte heulen.


Aber dafür hatte ich einst die Ehre, nur wenige Meter von 50 Cent, also Curtis James Jackson in Person, entfernt zu sitzen und zehre von diesem Erlebnis bis heute. Völlig fasziniert (und verknallt wie ein kleines Schulmädchen) starrte ich diesen gut aussehenden Mann an und wusste gar nicht, was mich am meisten an ihm beeindruckte - sein freundliches Gesicht, seine erstaunlich höfliche und zurücknehmende Art, sein Humor, sein durchtrainierter Körper oder die unvorstellbar funkelnde, da voll diamantbesetzte, Armbanduhr. Noch nie in meinem Leben habe ich so ein Schmuckstück gesehen. Mein Begleiter wusste von meinem Faible für 50 Cent und grinste mich daher während meiner Gafferei unentwegt blöd von der Seite an. Vermutlich lief mir der Sabber schon unbemerkt aus den Mundwinkeln, das kann sein. Leider muss ich Ihnen den Spruch, den er daraufhin vom Stapel ließ und weswegen wir vor Lachen fast auf dem Boden lagen, vorenthalten. Er toppt jeden Rap-Text. "Parental Advisory", Sie verstehen.


Aber genug der Rap-Nostalgie. Statt des Candy Shops mit 50 Cent tut's natürlich auch Captain Candy's Candy Shop in Rovinj. Der ruft ebenso viel Freude und Sabber in mir hervor. Und das nicht bloß auf "Window Shopper"-Weise.


Vijesti HRT-a pratite na svojim pametnim telefonima i tabletima putem aplikacija za iOS i Android. Pratite nas i na društvenim mrežama Facebook, Twitter, Instagram, TikTok i YouTube!