Die Stimme Kroatiens

10:14 / 31.07.2023.

Autor:

Das liebe Geld

Kroatische Euromünzen

Kroatische Euromünzen

Foto: HTV / HRT

Viele von Ihnen vernehmen es sicherlich derzeit selbst vor Ort in Kroatien: gestiegene und weiter steigende Preise, wohin man schaut. Auch medial überschlagen sich die Schlagzeilen über das unverschämt teure Kroatien und seine erbosten Urlauber. Die Frage ist: Warum sollte es in Kroatien besser sein als anderswo? So mancher scheint zu glauben, im Urlaub ernsthaft sparen zu können. Das hat etwas von Carmen Geiss, die ihrem werten Gatten stets stolz posaunend zuruft, dass sie wieder einmal mehrere tausend Euro bei Louis Vuitton gespart hat.


Vielleicht ist es dem ein oder anderen ja schon bei der Flug- oder Ferienunterkunftsbuchung aufgefallen - insofern regelmäßige Einkäufe bislang noch keinen Grund zur Schnappatmung lieferten -, dass die weltweite Inflation derzeit an allen Ecken gnadenlos zuschlägt. Da kommen selbst diejenigen offensichtlich ins Staunen, bei denen es für den alljährlich gewohnten Urlaub (gerade noch?) gereicht hat. Abgezähltes Urlaubsgeld war einmal. Entweder, man erfreut sich halt mal ohne das überflüssige Eis des Meeresrauschens bei Sonnenuntergang oder man haut eben den letzten Rest wertlosen Geldes auch noch spendabel raus. Als ob's daran am Ende liegt. Es läppert sich, in der Tat. Doch die Sparmaßnahmen ergreift man besser schon vor der inzwischen nicht mehr nur auf die Figur gehenden Eisbombe.


Über gestiegene Urlaubskosten können diejenigen, bei denen die Inflation, geschweige denn der Euro, schon längst im realen Leben Einzug erhalten hat, nur müde lächeln. Da wünscht man sich stattdessen bezahlbaren Wohnraum zurück und fragt sich im verdienten Urlaub, der keiner ist, wann und ob man den Kindern in den Ferien wenigstens ein- oder zweimal etwas Unterhaltung abseits von Spaziergängen bieten kann. Sommerschuhe schenkt man sich gleich, um die notwendigen Schulbücher überhaupt anschaffen zu können. Ja, aber das Restaurant ist ja so teuer in Kroatien, dass man im Urlaub fast noch gezwungen ist, selbst zu kochen. Aber eben nur fast. Und falls die gewünschten Zutaten gerade erschwinglich sind. Man fragt sich, ob die verwöhnten Urlauber ihren Unmut auch den Einheimischen gegenüber äußern. Deren Verständnis während des sommerlichen Abrackerns für die Familie dürfte ebenso groß sein wie das der ebenfalls um's Überleben kämpfenden Daheimgebliebenen, schätze ich.


Auch wenn das Ärgernis zumindest ansatzweise verständlich erscheint, möchte man es sich im Urlaub doch maximal gutgehen lassen, so ist es zeitgleich auch etwas lächerlich in Anbetracht der Tatsache, dass es auf Essengehen, Eiscreme oder Ferienunterkünfte mit Pool im Urlaub nicht wirklich ankommt. Ein paar Nudeln, frischen, knackigen Salat und etwas Grillfleisch kriegt selbst der größte Kochmuffel mühelos und sogar sitzend zubereitet, ohne dass es ihm die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Und statt der besten Flasche Wein tut's dann eben mal das Tetrapack für den ersehnten Urlaubsrausch. Not macht erfinderisch, "sollen sie doch Kuchen essen" und so manchen Kroaten, der im Leben noch nie seine Heimat zum Weltenbummeln verlassen konnte, dazu einladen. Schlimmer geht natürlich immer und stellt in der Regel keinen guten Vergleich dar, aber sein bevorzugtes Urlaubsland meiden zu wollen, weil man nicht mehr wie gewohnt bedient werden oder sich nicht mehr jedes Touristenattraktiönchen leisten kann? Come on. Geht noch mehr Drama?


Wenigstens stimmen die Medien zuverlässig und mitleidig unterstützend ins Klagelied der Urlaubsgeplagten ein, die Meldungen über das unfassbar und unverständlich teure Kroatien reißen hierzulande nicht ab, selbst alternative Reiseziele macht man dem Leser, der Kroatien künftig boykottieren möchte, nun schmackhaft. Perfekt. Mehr Platz für die anderen. Nämlich diejenigen, die dankbar dafür sind, wenn sie überhaupt nochmal hinkommen können und sich dann zwecks Machbarem auch mit einfachsten Zuständen und selbst zubereitetem Essen begnügen werden. Derweil schnallen die oberen Zehntausend dann vielleicht, dass auch ihr - sicherlich ebenfalls hart verdientes - Geld halt nichts mehr wert ist. Man kann sich ja dann mal im Essengehen in der eigenen Heimat versuchen, um nüchtern festzustellen, dass das ebenso unbezahlbar geworden ist. Doch solange man noch die Wahl hat, an welchem Fleckchen Erde man seine Mahlzeit einnimmt, kann's so schlimm und bemitleidenswert nicht sein. Das Gezeter kann man dann etwas passender platzieren, etwa, wenn es wirklich an die Existenz geht. Dazu gehört kein Restaurantbesuch im Urlaub. C'est la vie - willkommen.


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