Die Stimme Kroatiens

20:40 / 23.12.2025.

Autor: Martina Perković

Urteil nach Messerangriff in der Grundschule Prečko: 50 Jahre Haft für 20-jährigen Täter

Bürger zünden Kerzen vor der Grundschule Prečko an
Bürger zünden Kerzen vor der Grundschule Prečko an
Foto: Marko Lukunic / PIXSELL

Der Strafsenat des Gespanschaftsgerichts Zagreb hat den 20-jährigen L. M. nicht rechtskräftig zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt. Er wurde wegen des schweren Mordes an einem Kind, vierfachen versuchten Mordes sowie 50 Straftaten wegen Verletzung der Rechte von Kindern schuldig gesprochen. Die Taten ereigneten sich im Dezember des vergangenen Jahres bei einem Messerangriff in der Grundschule Prečko.


Die Verkündung des nicht rechtskräftigen Urteils erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Vorsitzende Richterin Iva Gradiški Lovreček gab das Urteil zunächst dem Angeklagten, seiner Verteidigung, der Staatsanwaltschaft sowie den Familien der Opfer bekannt und informierte erst anschließend die Medien. Die Eltern des getöteten Jungen waren bei der Urteilsverkündung nicht anwesend.

Die verhängte Strafe von 50 Jahren Haft ist in Kroatien nur in besonders schweren Ausnahmefällen vorgesehen und stellt die viert­höchste jemals von kroatischen Gerichten ausgesprochene Freiheitsstrafe dar.

 

Marko Sikirica, Vertreter des Elternrats der Grundschule Prečko, bezeichnete das Urteil als äußerst emotional. Die Familien der Opfer seien mit der Entscheidung des Gerichts zufrieden, sagte er, und äußerte die Hoffnung, dass dieser Fall Veränderungen im gesellschaftlichen Umgang und im System zum Schutz von Kindern anstoßen werde.

„Leider leben wir in einer gespaltenen Gesellschaft. Es ist bitter, dass ein System, das unsere Kinder hätte schützen und unterstützen müssen, sie letztlich enttäuscht hat“, erklärte Sikirica.


Auch Hans Reiniger dankte dem Gericht für die Unterstützung und die Art der Prozessführung. Er betonte den Mut und die Stärke der betroffenen Kinder, die diese traumatische Situation erlebt hätten und bis heute damit kämpften. „Wir sind dankbar, dass dieses Kapitel nun abgeschlossen ist“, sagte er.

Der Rechtsanwalt der Opferfamilien, Krešimir Škarica, erklärte, das Urteil sei erwartbar gewesen. Besonders hob er die Arbeit der Vorsitzenden Richterin hervor, die durch hohe Professionalität, Korrektheit, Empathie und Gewissenhaftigkeit überzeugt habe. „Es wäre wünschenswert, wenn es mehr solcher Richterinnen und Richter an unseren Gerichten gäbe“, so Škarica.



Mit dem nicht rechtskräftigen Urteil werde eine klare Botschaft an die Gesellschaft gesendet, dass derartige Straftaten nicht toleriert würden, erklärte der Sprecher des Zagreber Gespanschaftsgerichts, Krešimir Devčić.

Angesichts der Vielzahl der Straftaten und der brutalen Vorgehensweise sei das Gericht zu dem Schluss gekommen, dass nur die Höchststrafe von 50 Jahren Haft geeignet sei, sowohl spezial- als auch generalpräventiv zu wirken.


Nach Angaben des Gerichts handelte es sich um einen geplanten, grundlosen Gewaltausbruch gegen schutzlose Opfer. Darauf deute unter anderem hin, dass sich der Angeklagte im Vorfeld intensiv im Internet mit Schulangriffen in den USA beschäftigt habe.

Das Gericht stellte fest, dass der Angeklagte bei voller Schuldfähigkeit handelte und seine Taten bewusst sowie willentlich beging. Ein psychiatrisch-psychologisches Gutachten ergab, dass er nicht an einer dauerhaften psychischen Erkrankung oder geistigen Entwicklungsstörung leidet. Allerdings habe er im Laufe seines Aufwachsens eine Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickelt.

Das konkrete Motiv für den tödlichen Angriff blieb im Verfahren ungeklärt.


Der Täter ist ein ehemaliger Schüler der Grundschule Prečko. Nach dem Angriff flüchtete er in ein nahegelegenes Gesundheitszentrum, wo er versuchte, sich das Leben zu nehmen. Infolge der Tragödie wurde am darauffolgenden Tag in ganz Kroatien Staatstrauer ausgerufen. Bildungsminister Radovan Fuchs kündigte zudem verpflichtende Sicherheitsmaßnahmen wie das Abschließen von Schulgebäuden an.

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