Der ungarische Außenminister Péter Szijjártó hat Kroatien während der UN-Generalversammlung in New York als „Kriegsprofiteure“ bezeichnet. Er warf Zagreb vor, dass der kroatische Pipelinebetreiber JANAF nicht in der Lage sei, die benötigten Mengen Rohöl zu liefern, und erklärte, es wäre „gefährlich“, sich ausschließlich auf JANAF zu verlassen.
Diese Aussage rief umgehend scharfe Reaktionen der kroatischen Regierung hervor. Ministerpräsident Andrej Plenković entgegnete, als Profiteur könne man vielmehr das Land bezeichnen, das derzeit vergünstigtes Öl und Gas aus Russland bezieht – „und das ist Ungarn, das sich auf das Narrativ beruft, keinen alternativen Versorgungsweg zu haben, obwohl das Gegenteil bewiesen ist“.
Plenković hob hervor, Kroatien verfüge mit dem LNG-Terminal auf der Insel Krk, dem Ölhafen Omišalj und der JANAF-Pipeline über zentrale Infrastrukturen und sei zu einem regionalen Energiedrehkreuz geworden. „Unsere Aufgabe ist es, zur Energiesicherheit der Europäischen Union beizutragen“, betonte er. So werde derzeit 560 Millionen Euro in neue Gasleitungen investiert. „Dieses Projekt wird von Plinacro geleitet und ermöglicht künftig größere Rohre für größere Gasmengen.“
Er erinnerte zudem an die Bedeutung kroatischer Kapazitäten für Nachbarländer: 90 Prozent des Öls, das nach Serbien gelangt, werden über JANAF transportiert. „Wir sind hier die Guten“, resümierte der Premierminister.
Auch Kroatiens Außenminister Gordan Grlić Radman reagierte auf Szijjártós Vorwurf. Auf der Plattform X schrieb er: „Wir weisen die unbegründeten Anschuldigungen des ungarischen Außenministers entschieden zurück. In Wahrheit profitiert Ungarn vom günstigen russischen Gas.“
Grlić Radman unterstrich, Kroatien positioniere sich angesichts der globalen und regionalen Energieentwicklung als „natürliches und strategisches Energiezentrum für Mitteleuropa“ – es biete sichere, diversifizierte und effiziente Zugänge zu Energieversorgungsrouten. Das Land habe in das LNG-Terminal auf Krk und in die JANAF-Pipeline investiert, die „volle Kapazitäten zur Versorgung Ungarns, der Slowakei und anderer Partner in Mitteleuropa“ habe und damit die Energiesicherheit der EU stärke.
„JANAF verfügt über die vollständigen technischen und operativen Kapazitäten, um die Versorgung der ungarischen und slowakischen MOL-Raffinerien mit Rohöl sicherzustellen. Das ist durch gemeinsame Tests bestätigt worden“, so Grlić Radman abschließend.