Kroatien geht das wachsende Problem der Spielsucht entschlossener an. Seit dem 1. November ist der neue „Register ausgeschlossener Spieler“ vollständig in Betrieb – ein Instrument, das Menschen helfen soll, sich selbst vom Glücksspiel auszuschliessen und so einen wichtigen Schritt zur Überwindung ihrer Sucht zu machen.
Im HRT-Magazin Studio 4 sprachen Željko Petković vom Kroatischen Institut für öffentliche Gesundheit und Davor Bodor, Psychiater an der Klinik für Psychiatrie Sveti Ivan, über das Ausmass der Spielsucht in Kroatien und die Bedeutung des neuen Registers.
Nach Angaben von Bodor leben in Kroatien zwischen 40.000 und 50.000 Menschen, die spielsüchtig sind. Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher liegen.
„Unsere Daten zeigen seit Jahren ein gleichbleibend hohes Niveau. Die tatsächliche Zahl ist vermutlich viel grösser, denn betroffen sind nicht nur die Süchtigen selbst, sondern auch ihre Familien“, erklärte Bodor.
Die Nachfrage nach Therapieplätzen übersteigt derzeit das Angebot. Betroffene müssen teilweise vier bis sechs Wochen auf eine Behandlung warten.
„Gerade diese Wartezeit ist besonders gefährlich, weil manche währenddessen wieder zum Glücksspiel zurückkehren. Das ist tragisch – menschlich und therapeutisch“, sagte der Psychiater.
Der neue Spielersperr-Register soll helfen, diese Spirale zu durchbrechen. Über 1.000 Personen haben sich bereits eintragen lassen, rund 800 davon dauerhaft. Die Eintragung erfolgt in den meisten Fällen freiwillig.
„Das Register ist ein wertvolles Instrument der Prävention und Therapie. Es ermöglicht den Betroffenen, sich selbst zu schützen, sobald sie erkennen, dass sie ein Problem haben“, erklärte Petković.
Eine Registrierung ist sowohl über die Website des Kroatischen Instituts für öffentliche Gesundheit als auch direkt bei den Anbietern von Glücksspielen möglich. Auch Familienangehörige können gemeinsam mit Sozialdiensten oder Familienzentren Unterstützung anfordern, um ihre Angehörigen zu schützen.
Ab Anfang kommenden Jahres sollen die Massnahmen weiter verschärft werden. Geplant sind:
Beschränkung von Glücksspielwerbung auf die Zeit zwischen 6 und 23 Uhr,
Werbeverbot in Printmedien und auf öffentlichen Plakatflächen,
Entfernung von Spielautomaten aus Cafés und Restaurants.
„Ich hoffe, dass wir mit diesen kombinierten Massnahmen die Situation spürbar verbessern können“, so Petković.
Bodor betonte, dass die Spielsucht in Kroatien über viele Jahre gesellschaftlich und politisch vernachlässigt wurde