Das Institut Ruđer Bošković (IRB) hat am Freitag bekannt gegeben, dass seine Forschenden im Rahmen eines internationalen Forschungsteams in Laborversuchen neun neue kleine Moleküle entwickelt und untersucht haben, die künftig als Grundlage für neue Medikamente gegen eine bestimmte Gruppe von Tumoren dienen könnten.
Im Fokus der Forschung steht das mutierte Protein BRAF V600E, das bei bestimmten Krebsarten – unter anderem beim Melanom – eine zentrale Rolle spielt. Durch die Mutation kann das Protein wie ein „festhängender Schalter“ wirken: Es bleibt dauerhaft aktiv und sendet kontinuierlich Signale für Zellteilung und -wachstum, selbst dann, wenn dies biologisch nicht notwendig ist. Die Folge ist ein unkontrolliertes Tumorwachstum.
Ein wesentlicher Teil der Forschungsarbeit basierte auf computergestützten Simulationen, die von Jurica Novak vom Zentrum für Informatik und Computerwissenschaften am Institut Ruđer Bošković geleitet wurden. Diese Simulationen waren entscheidend, um das Verhalten der neuen Moleküle und ihre Wechselwirkung mit dem mutierten Protein zu analysieren.
Die Wissenschaftler betonen, dass es sich um eine sehr frühe Phase der Wirkstoffentwicklung handelt, die ausschließlich unter Laborbedingungen stattgefunden hat. Sie stellt den ersten Schritt auf einem langen Weg dar, der erst nach umfangreichen präklinischen Untersuchungen und klinischen Studien zu einer möglichen Anwendung am Menschen führen könnte.
Dennoch ist die Bedeutung dieser Forschung nicht zu unterschätzen. Krebszellen können im Laufe der Zeit Resistenzen gegen bestehende Medikamente entwickeln oder Patienten leiden unter teils erheblichen Nebenwirkungen. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Suche nach neuen Molekülen, die das Tumorwachstum wirksam blockieren können, zunehmend an Bedeutung.
Der BRAF-Gen trägt die Bauanleitung für ein Protein, das die Zellteilung reguliert. Kommt es zu einer Mutation, verliert dieser Kontrollmechanismus seine Funktion: Das Protein verhält sich so, als wäre es dauerhaft eingeschaltet. Zwar existieren bereits Medikamente, die gezielt gegen BRAF wirken, doch bei einem Teil der Patientinnen und Patienten lässt die Wirksamkeit mit der Zeit nach oder es treten unerwünschte Nebenwirkungen auf. Neue Wirkstoffansätze könnten künftig wirksamer oder besser verträglich sein.
Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht, die zur Nature-Verlagsgruppe gehört. Das multidisziplinäre Journal zählt gemessen am Impact Factor zu den einflussreichsten Drittel der wissenschaftlichen Zeitschriften in seinem Fachbereich.
Die aktuelle Arbeit liefert damit einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur langfristigen Entwicklung neuer Therapieoptionen im Kampf gegen Krebs – auch wenn der Weg von der Laborbank bis zur klinischen Anwendung noch weit ist.