Die Stimme Kroatiens

03:52 / 04.01.2024.

Autor: Natali Tabak Gregorić

Südamerikaner auf dem kroatischen Arbeitsmarkt 

Ilustration
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Foto: Matija Jerković / HRT

Wer werden die zukünftigen Einwohner Kroatiens sein? Vielleicht die Nachkommen der Kroaten, die einst in alle Welt auswanderten? Das Projekt „Komm zurück, Kroatien ruft dich“ ist für genau solche gedacht. Deshalb haben wir die Projektteilnehmer im November und Dezember vor Ort in Uruguay und Argentinien begleitet. Einen Einblick in die Thematik gab uns María Lorena Škarek, die Leiterin der oben genannten Initiative, die selbst vor einigen Jahren nach Kroatien zog.



„Wir haben das Projekt von Südamerika aus gestartet. Zunächst haben wir kroatische Organisationen, die es in 13 südamerikanischen Ländern gibt und in denen sich Kroaten und ihre Nachkommen versammeln, kontaktiert. Alle zeigten großes Interesse an unserem Vorhaben. Das hat uns dann den Anreiz zum Erstellen einer Website und einer Umfrage gegeben, die es uns dann wiederum ermöglicht haben, eine Datenbank über Kroaten, die in ihre Heimat zurückkehren möchten, sowie über die Nachkommen von Kroaten bis zur sechsten oder sogar siebten Generation, zu erstellen.“ – erzählte uns Škarek.


Im November wurde das Projekt beim 7. Treffen der kroatischen Diaspora Südamerikas in Montevideo und beim CroActivas-Treffen kroatischer Frauen in Buenos Aires vorgestellt. Anschließend folgte ein Besuch der Städte Córdoba und Rosario. Trotz der derzeit in Argentinien vorherrschenden Sommerhitze trafen wir viele Mitglieder der kroatischen Gemeinschaft. Argentinien ist das Land mit der größten Anzahl kroatischer Nachkommen in Südamerika. Viele von ihnen sind daran interessiert, in das Land ihrer Vorfahren zu kommen. So auch die Schwestern María Brunela Bozikovich und Julieta Bozikovich, die ihre Eindrücke und Zweifel mit uns teilten.


„Wir sind hierher mit hohen Erwartungen gekommen. Wir interessieren uns für alles, was mit Kroatien zu tun hat. Sei es Bildung, Jobs und natürlich auch über die Möglichkeit, dort zu bleiben. Meine Schwester und ich würden gerne zusammen in Kroatien leben. Sie hat eine Zeit lang Kroatisch gelernt. Das war ziemlich kompliziert, aber wie sie sehen und hören können, nicht unmöglich. Ich spreche die Sprache immernoch nicht. Ich arbeite als Sportlehrerin. Ich mag meinen Beruf sehr und würde ihn gerne weiterhin ausüben können, aber halt am anderen Ende der Welt“ - betonte Julieta.


„Ich denke, dass die kroatische Sprache für uns alle das größte Hindernis ist, aber man kann sie lernen! Das Wichtigste ist, ihr Zeit zu widmen. Mein Traum ist es, in Kroatien zu leben und dort meinen zukünftigen Beruf auszuüben. Ich studiere Personalmanagement und denke, dass ich mit guten kroatischen Sprachkenntnissen und den Grundlagen der englischen Sprache in Kroatien gut zurechtkommen könnte“, fügte Maria Brunela hinzu.


Die anfänglichen Umzugskosten und die Sprachbarriere sind die größten Herausforderungen. Das bestätigte auch Ana María Duvnjak, die aus der 70 km entfernten Stadt San Nicolás zum Treffen der Initiative angereist war.


„Mein Sohn möchte in dem Land seiner Großväter leben. Er ist sehr aufgeregt. Wir haben dort Familie und neben der Arbeit wird das Land, in dem wir unsere Wurzeln haben, uns alles bieten, was wir brauchen. Wir lieben Kroatien sehr“, sagte Duvnjak.


Alles deutet darauf hin, dass die Anwerbung von Arbeitskräften aus weit entfernten Teilen der Welt heute eine strategische Frage ist. Nach Angaben des kroatischen Innenministeriums wurden im Jahr 2018 32.734 Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse erteilt. Im Jahr 2023 waren es bis zum 30. September 133.014. Wie es im Moment aussieht, wird sich dieser Trend fortsetzen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob Arbeitnehmer aus Südamerika einen nennenswerten Anteil daran haben werden. Die Projektleiterin der Initiative „Komm zurück, Kroatien ruft dich“María Lorena Škarek weist auf Faktoren hin, die dazu beitragen könnten.


„Viele Leute fragen uns nach den Bedingungen für den Erwerb der Staatsbürgerschaft und der Möglichkeit, eine Arbeitserlaubnis zu erhalten; auch wie man in Kroatien nach einer Unterkunft sucht und welche Art von Arbeit es in Kroatien alles gibt. Es gibt viele Fragen und viele Menschen möchten unbedingt nach Kroatien, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen. Deshalb geht es darum, ihnen Unterstützung und Hilfe bei allen Fragen zu bieten,“ betonte Škarek.


„Die meisten Argentinier in Europa leben in Spanien, da die Integration dort für sie am einfachsten ist. Man schätzt, dass in Spanien rund 400.000 Argentinier leben. Kroatien könnte für sie in Zukunft ebenso attraktiv sein. Neben familiären Bindungen werden auch wirtschaftliche Stabilität, Sicherheit und Lebensqualität regelmäßig hervorgehoben. Das Projekt ‚Komm zurück, Kroatien ruft dich‘ stellt genau das in den Vordergrund.“


Škarek weist daher darauf hin, dass die Initiative genauere Daten aus der Praxis benötigt, um in Zusammenarbeit mit Institutionen und Einrichtungen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Denn nur so könne man geeignete Arbeitsplätze anbieten.


„Wir haben zahlreiche Partner in der Automobil-, Pharma-, Gastronomiebranche usw., je nach den Interessen jedes Einzelnen. Es geht bei unserer Initiative nicht nur um den Tourismus. Wir laden die Interessierten nicht nur zur Sommersaison ein. Wir möchten, dass sie nach Kroatien kommen und versuchen, ein Jahr in Kroatien zu bleiben. Wenn es ihnen gefällt, können sie ganz dort bleiben. Für die kroatische Diaspora ist der Umzug nach Kroatien nicht nur eine Frage des Wohlergehens oder der wirtschaftlichen Bedingungen. Es ist eine Rückkehr in das Land der Vorfahren – es ist eine Frage des Herzens“, schlussfolgerte die Leiterin des Projekts „Komm zurück, Kroatien ruft dich“.


Für uns war es eine wertvolle Erfahrung, diejenigen zu sehen, die wie Marie Lorena alle Herausforderungen gemeistert haben und von weit her nach Kroatien gezogen sind. Die Initiative „Komm zurück, Kroatien ruft dich“ ist besonders wertvoll für diejenigen, die bei ihrem Umzug nach Kroatien zusätzliche Unterstützung benötigen. Auch könnte die Initiative ein Ansporn für eine Lebensentscheidung sein!


Autor: Matija Jerković/HRT

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