In Zagreb wurde in der Palača Dverce ein Memorandum zur Zusammenarbeit beim Ausbau der Kapitalmärkte unterzeichnet. Neben Kroatien beteiligen sich sieben weitere Länder: Slowenien, Polen, Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Nordmazedonien. Für Kroatien unterschrieb Vizepremier und Finanzminister Marko Primorac.
Primorac bezeichnete das Memorandum als einen wichtigen Schritt zur Stärkung der Kapitalmärkte in Mittel- und Südosteuropa. „Wir wollen unsere Märkte harmonisieren, Handelsregeln vereinheitlichen, den Zugang zu Infrastruktur und Lizenzverfahren erleichtern und langfristig ein integriertes Marktgebiet schaffen“, erklärte er. Ein gemeinsamer Börsenindex soll die Region als attraktive Investitionsdestination sichtbar machen und internationale Kapitalzuflüsse anziehen. „Unser Ziel ist, dass der Zugang zu einem Markt de facto auch den Zugang zu allen Märkten der Initiative bedeutet“, betonte Primorac.
Er wies zudem darauf hin, dass kleine, fragmentierte Märkte in der Region bislang eine Hürde für grenzüberschreitende Investitionen darstellen. Durch die Integration könnten sowohl die Anzahl der Investoren als auch das Handelsvolumen gesteigert werden, und kroatische Unternehmen hätten leichteren Zugang zu Kapital aus dem Ausland. Das neue Unternehmen, das den Integrationsprozess koordinieren wird, hat seinen Sitz in Zagreb. Die Initiative ist offen für weitere Länder, auch für Nicht-EU-Staaten, wobei besonders die Integration der südosteuropäischen Nachbarländer von Bedeutung sei.
Auch andere Minister betonten die Tragweite der Initiative: Der slowenische Finanzminister Klemen Boštjančič erklärte, dass unterentwickelte Kapitalmärkte eine der Hauptbremsen für das Wirtschaftswachstum der Region seien. Das Memorandum stelle einen großen Fortschritt dar, dessen Umsetzung entscheidend sei. Der slowakische Finanzminister Ladislav Kamenicky ergänzte, dass die Initiative auf lange Sicht zu einer „kleinen Union der Kapitalmärkte“ führen könne und damit den EU-Bemühungen um regionale Integration folge.
Die Zagreber Börse (ZSE) zeigte bereits in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Dynamik: Der Handel stieg um 90 % im Vergleich zum Vorjahr. Zudem ist noch in diesem Jahr der dritte Börsengang (IPO) der Tokić-Gruppe geplant; zuvor hatten die Unternehmen Ing-Grad und Žito ihre Aktien an der ZSE eingeführt.
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) unterstützt die Initiative aktiv. Regionaldirektor Miljan Ždrale betonte die Bedeutung der Entwicklung von Kapitalmärkten für Innovation und nachhaltiges Wachstum in der Region. Die EBRD hat in den letzten fünf Jahren rund 200 Millionen Euro in die Zagreber Börse investiert und sieht großes Potenzial für die weitere Integration der Märkte.
Primorac fasste zusammen: „Mit politischer Unterstützung, einem klaren Aktionsplan und der Zusammenarbeit auf regionaler Ebene können wir die Integration der Kapitalmärkte beschleunigen, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Länder steigern und langfristig das Wirtschaftswachstum fördern.“