In Kroatien herrscht akuter Ärztemangel: Laut der kroatischen Ärztekammer fehlen rund 1'500 Spitalärztinnen und -ärzte. Die Folge sind jährlich über drei Millionen Überstunden. Besonders betroffen sind Notaufnahmen und kleinere Gemeinden, wo der Fachkräftemangel besonders spürbar ist.
Im Klinischen Spital Osijek versucht man, mit dem vorhandenen Personal Schritt zu halten.
„Uns fehlen zwischen 50 und 70 Ärztinnen und Ärzte. Wenn wir sie hätten, müssten unsere Mitarbeitenden keine Überstunden leisten“, sagt Spitaldirektor Krunoslav Šego.
Vor allem in der Notfallmedizin ist die Situation kritisch. Junge Ärztinnen und Ärzte zeigen wenig Interesse an dieser Spezialisierung – warum, weiss niemand genau. Doch die Folgen sind gravierend: Abteilungsärzte müssen zusätzlich Notfalldienste übernehmen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Auch in der Grundversorgung zeigt sich ein ähnliches Bild. In der Region Virovitica-Podravina sind 11 von 27 Hausarztpraxen ohne feste Leitung. Pensionierte oder externe Ärztinnen und Ärzte springen ein, um die Versorgung zu sichern. Besonders schwierig ist die Lage in der Gynäkologie – im ganzen Gebiet gibt es nur drei Praxen, und nur eine davon ist dauerhaft besetzt.
In Vinkovci kämpft man vor allem mit einem Mangel an Kinderärztinnen und -ärzten.
„Von vier Teams sind zwei unbesetzt, und wir können sie nur mit Mühe über externe Fachleute abdecken“, erklärt Kinderärztin Kornelija Nađ Matijević. Trotz aller Herausforderungen zeigen sich die Eltern dankbar: „Sie nehmen sich Zeit und haben Verständnis für unsere Kinder“, sagt Ivica Vojnić aus Vinkovci.
Etwas besser sieht es in der Region Osijek-Baranja aus. Dort sind alle 177 Hausarztpraxen besetzt. „Wir schreiben laufend Stellen aus, und viele junge Ärztinnen und Ärzte bewerben sich direkt nach dem Studium“, berichtet Justinija Steiner, Direktorin des Gesundheitszentrums.
Doch trotz solcher Beispiele bleibt der Mangel ein landesweites Problem.