Im Osten Kroatiens nimmt ein großes Energieprojekt Fahrt auf: In Babina Greda wurde die erste explorative geothermische Bohrung begonnen. Ziel ist der Bau eines Kraftwerks, das nicht nur Strom und Wärme liefert, sondern auch Arbeitsplätze schafft. Die Millioneninvestition könnte das Gesicht Slavoniens nachhaltig verändern.
Unter dem Feld liegt ein wertvoller Schatz: Grundwasser, das in 3.850 Metern Tiefe Temperaturen von über 170 Grad erreicht. Diese Energiequelle soll künftig ein 15-Megawatt-Kraftwerk speisen.
„Der Prozess der Bohrung ist äußerst anspruchsvoll und teuer. Wir verfügen über die größte Anlage Kroatiens, die in solche Tiefen bohren kann. Um die ausreichenden Vorräte an geothermischem Wasser nachzuweisen, werden noch drei weitere Bohrungen und der Bau des Kraftwerks nötig sein“, erklärte Ivana Mejašić, Geschäftsführerin von ENNA Geo.
Die Investitionssumme wird auf rund 11 Millionen Euro geschätzt – ohne die Kosten für Gemeinde und Region.
„Ich wünsche den Bauunternehmen viel Glück, dass hier tatsächlich Wasser mit ausreichendem Druck und hoher Temperatur gefunden wird“, sagte Darko Dimić, stellvertretender Landrat von Vukovar-Syrmien.
Erneuerbare Energieprojekte seien ein Imperativ und Teil der Energiestrategie Kroatiens, betonte Staatssekretär Vedran Špehar: „Energiesicherheit bedeutet vor allem die Verfügbarkeit und Eigenversorgung mit Energie. Dieses Thema hat in den letzten Jahren noch an Bedeutung gewonnen.“
Neben Strom soll Babina Greda auch andere Vorteile ziehen: von der Beheizung von Haushalten und Gemüsegewächshäusern bis hin zur Entwicklung von Thermalbädern und Tourismusangeboten.
„Es stimmt nicht, wie mir manche Einwohner früher vorgeworfen haben: ‚Bürgermeister, das Wasser wird abkühlen, bevor Sie das Projekt starten.‘ Nach 30 Jahren Planung, mit Unterstützung von privaten Partnern, der Region, dem Staat und der Gemeinde, ist nun die erste Bohrung tatsächlich gestartet“, sagte Josip Krnić, Bürgermeister von Babina Greda.
Das erzeugte Stromangebot wird den nationalen Energieimport reduzieren und der Region neue Arbeitsplätze bringen. In dem zukünftigen Kraftwerk sollen etwa 15 Fachkräfte vom mittleren bis höheren Qualifikationsniveau beschäftigt werden.
Fertigstellung des Kraftwerks ist für 2030 geplant. Es soll über vier Jahrzehnte betrieben werden und – anders als andere erneuerbare Energiequellen – keinen Abfall erzeugen und nur minimalen Platz beanspruchen.