Die Stimme Kroatiens

18:41 / 29.07.2025.

Autor: Antunela Rajič

Lepoglava: Wo Gefangene Wein mit Medaillen keltern

Strafanstalt Lepoglava
Strafanstalt Lepoglava
Foto: HTV / HRT

Was hinter den Mauern der kroatischen Strafanstalt Lepoglava geschieht, klingt wie ein Film, ist aber eine reale Erfolgsgeschichte, denn in dem Gefängnis, das vor allem für schwere Straftäter bekannt ist, produzieren die Insassen Wein und Honig, der national wie international Preise abräumt.


650 Gefangene verbüssen derzeit ihre Strafen in Lepoglava, viele davon über Jahre hinweg. Wer sich gut führt, erhält gegen Ende der Haftzeit die Möglichkeit, im halboffenen Bereich zu arbeiten, so pflegen rRund 140 Gefangene Felder, betreiben Bienenzucht und Weinbau.


„Dieser Schritt ins Freie ist für die Insassen enorm wichtig. Er bietet einen Ausgleich zum geschlossenen Haftalltag und eine Möglichkeit, sich auf sinnvolle Weise mit der eigenen Zukunft auseinanderzusetzen“, erklärt Denis Vusić, Leiter der Abteilung für Häftlingsbetreuung.

Die Strafanstalt betreibt auf zwei Lagen Weinbau und bewirtschaftet 85 Hektaren Ackerland sowie 420 Hektaren Wald. Vor allem mit ihren Weinen sorgt sie in der Fachwelt regelmässig für Aufsehen.


Beim renommierten Wettbewerb Decanter World Wine Awards in London holten die Häftlinge drei Bronzemedaillen – für Riesling, Grasevina (Welschriesling) und Gelber Muskateller.

„Das ist bereits das fünfte Jahr in Folge, in dem wir bei Decanter ausgezeichnet werden. Die Konkurrenz ist riesig, und unsere Weine werden dennoch wahrgenommen – das zeigt, wie ernsthaft und qualitativ hochwertig hier gearbeitet wird“, sagt Jasenka Mađar, Leiterin der Landwirtschaftsabteilung.


Die Weine aus Lepoglava sind mittlerweile so gefragt, dass die Produktion nicht mehr mit der Nachfrage mithalten kann.

„Wir haben kürzlich eine Anfrage vom Bodensee erhalten. Der Interessent wollte unsere gesamte Produktion an Gelbem Muskateller kaufen – aber das ist schlicht nicht möglich. Unsere Jahresmenge liegt bei rund 25'000 bis 26'000 Litern“, erklärt Gefängnisdirektor Dražen Posavec.


Neben Wein wird auch Pflaumenschnaps gebrannt, im Herbst ist sogar die erste Gin-Produktion geplant.

Was wie ein ungewöhnliches Sozialprojekt klingt, erfüllt einen wichtigen Zweck: Die Arbeit im Weinberg oder in der Imkerei dient als Vorbereitung auf ein Leben nach der Haft. Viele ehemalige Insassen bleiben der Landwirtschaft treu – nicht nur aus Notwendigkeit, sondern aus echter Leidenschaft.


Der gesamte Erlös aus dem Verkauf der Produkte fliesst zurück in Betriebsmittel, Maschinen und die fachliche Betreuung. Doch der wahre Ertrag lässt sich nicht in Franken oder Euro messen: Er zeigt sich in einem neuen Lebensweg für Menschen, die einen Neuanfang wagen.

Vijesti HRT-a pratite na svojim pametnim telefonima i tabletima putem aplikacija za iOS i Android. Pratite nas i na društvenim mrežama Facebook, Twitter, Instagram, TikTok i YouTube!