Die Stimme Kroatiens

10:07 / 30.10.2020.

Autor: Tatjana Rau

Josip Radić – Meister von Nachbildungen in Stein aus Brač

Josip Radić (Foto: Tanja Rau/Stimme Kroatiens)

Josip Radić (Foto: Tanja Rau/Stimme Kroatiens)

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Auf der sogenannten Steininsel, genauer gesagt dem Ort Pušišča, der seit seiner Gründung als "Bračer Gold" bezeichnet wird, lebt und arbeitet Josip Radić. Ein pensionierter Offizier, der das Handwerk seiner Vorfahren, vor dem er einst als Kind regelrecht geflohen ist, wiederaufgenommen hat.

Nach seiner vorzeitigen Pensionierung begann sich dieser bescheidene Mann ganz unerwartet für den Bračer Marmor zu interessieren. In zwanzig Jahren autodidaktischer Arbeit schuf er wunderbare künstlerische Nachbildungen in Bračer "sivac", wie Nachbildungen von Kirchen, Kapellen, Glockentürmen, Leuchttürmern sowie anderen verschiedenen autochthonen Gebäuden. Sein größtes Kunstwerk gelang ihm an Ostern 2019, als er die Nachbildung der vatikanischen Basilika fertigstellte.

Für die Schaffung des Templum Vaticanum hat es fünf Jahre und zwei Monate gebraucht. Josip erinnert sich aber auch noch gut daran, dass bis zur eigentlichen Realisierung dieses Projekts weitaus mehr Zeit verging. Das Projekt schwirrte ihm nämlich ganz lange im Kopf herum. Es mussten dafür auch viele Vorbereitungen getroffen werden, bevor es überhaupt an die Arbeit gehen konnte.

- Die ganze Famlie war praktisch an der Ausarbeitung der Basilika beteiligt. Vor allem meine Frau und meine Kinder mussten ertragen, dass ich ganz viel Zeit in den Petersdom investierte. Ich weiß gar nicht mehr, was das Anspruchsvollste an dieser Aufgabe war; ob es das Fundament oder gar die Laterne der Kuppel, die aus neunzig Teilchen zusammengesetzt ist, war.

Josip stellt seine Nachbildungen aus grauem Bračer Stein her, da der Weiße sehr fragil für die Ausarbeitung von kleinen Teilchen ist. Der Graue ist viel kompakter. Für die kleinen Details benutzt Josip zahnärztliche Instrumente. Den Petersdom hat Josip dem seligen Alojzije Stepinac gewidmet. Das Fundament dafür legte vor fünf Jahren der Priester Don Tonči Kusanović und das einen Tag vor Stepinac Gedenktag. Unterstützung dafür bekam Josip auch von seinem Inselnachbarn dem Erzbischof Mons. Nikola Eterović, der zu diesem Zeitpunkt noch der Generalsekretär der Bischofssynode in Rom war und der ihm einen Besuch im Vatikanischen Archiv und mit Menschen, die ihm den Entwurf für die Basilika zu verdanken hat, ermöglichte. 

- Sie sagten sie zweifeln daran, dass ich so etwas machen könnte", sagt Josip, "denn wäre es möglich gewesen, hätte das schon längst jemand getan. Doch der Erzbischof gab mir seine Erlaubnis und sagte er überlasse mir diesbezüglich alles. Jedes Mal wenn er in Pušića war, kam er, um zu prüfen in welcher Phase der Ausarbeitung sich die Basilika befindet. Er besuchte mich regelmäßig. Er ist so stolz auf mein Werk, als wäre es sein Eigenes.

Josips Nachbildung des Petersdoms in Rom kann man neben seinen anderen Kunstwerken aus Stein in der Pfarrkirche in Pušića besichtigen. Die Kirche der hl. Jungfrau Maria wurde zehn Jahre vor der Entdeckung Amerikas erbaut. In das Gästebuch der Kirche haben sich bisher Besucher aus 46 Ländern eingetragen. Besonders rührend sind die hinterlassenen Botschaften der Bračer Auswanderer. Die Besucher bekommen Steinchen von Josip als Glücksbringer und zur Erinnerung geschenkt.

- Ich habe die Namen meiner Familie in das Gestell der Basilika eingraviert. Darunter schrieb ich: Gott ist groß. Ich habe nicht gewusst, dass ich so etwas großartiges fertigen kann.

Mithilfe der Gespanschaft Split-Dalmatien war geplant die Basilika in diesem Jahr auch im Päpstlichen Kroatischen Kollegium vom Heiligen Hieronymus zu Rom auszustellen. Leider muss das aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden.

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