Die Stimme Kroatiens

13:31 / 26.05.2023.

Autor:

Ganz wie daheim - Kasperletheater ESC

Let 3

Let 3

Foto: Dario Njavro / -

Tri Tra Trullala, der ESC war wieder da!


Würde die Bezeichnung Eurovision Song Contest, einst Grand Prix Eurovision de la Chanson, nicht bereits implizieren, dass es sich dabei um einen Musikwettbewerb handeln soll, käme der ein oder andere Zuschauer ob diverser künstlerischer Darbietungen einstweilen womöglich wirklich auf die Idee eines Kasperletheaters. Da sich über Musik bekanntlich nicht streiten lässt, darf ich an dieser Stelle ganz ungeniert verraten, dass ich diese Veranstaltung in ihrer Gesamtheit schon immer als totalen Schrott empfunden habe, wohlwissend, dass man auch meinen Musikgeschmack als solchen bezeichnen darf, kann und wird und Ausnahmen die Regel bestätigen.


Ich bin demnach weder ein großer Fan der dortigen musikalischen Beiträge noch empfinde ich die Punktezuspielerei als spannend oder authentisch. Wobei ich gestehen muss, dieses Spektakel bislang immer nur und wenn überhaupt, am Rande oder einschlafend verfolgt zu haben. Und doch bekommt man zwangsläufig ja etwas davon mit. Vom Musikwettbewerb. Musikalisch hervorragend war in meinen Augen etwa der deutsche Gewinner-Song "Satellite" im Jahr 2010 von Lena Meyer-Landrut. Das ging ins Ohr, war einfach mitzusingen, fröhlich und bedurfte aufgrund des bloßen musikalischen Talents keinerlei optischer oder sonstiger Ablenkung. Perfekt für meinen Geschmack und einem solchen internationalen Großevent absolut würdig. Mit Lord of the Lost hat Deutschland in diesem Jahr wenigstens in Perfektion dargeboten, was es inzwischen in jeder erdenklichen Hinsicht ist - lost. Immerhin konsequent, wenn auch die Musik dem Grunde nach für das Genre gar nicht schlecht war, so gab es zu Recht für diesen inadäquaten Gesamtauftritt den verdienten letzten Platz. Also vielleicht doch nicht so ganz unglaubwürdig, das Ganze, scheint dieser neue geschlechtslose Fetisch-Trend bei der Mehrheit eben weniger gut anzukommen, als man uns per Werbung und sonstiger Medien permanent zu suggerieren versucht. Bei dem identitätslosen Gebaren darf dann auch ruhig die Landesflagge fehlen.


Doch wer bis dato der Meinung war, ausschließlich Deutschland ließe sich immer wieder zu peinlichen Auftritten verleiten, durfte sich von Kroatien eines Besseren belehren lassen. Sehen wir bei diesem Beitrag sogar mal von der äußerlichen Erscheinung, dem politischen Statement und der generellen Provokation der Gruppe Let 3 gnädig ab, durchzucken allein beim bloßen Hören von "Mama ŠČ!" vulgäre Zwangsgedanken das Hirn, dass einen fast der Schlag trifft, bedient man nicht rechtzeitig den AUS-Knopf. Was zur Hölle, also ich meine wer zum Teufel, beziehungsweise wo.... oder anders, rein auf die Musik fokussiert: Wer kann hier eine Melodie erkennen und nachsummen? Bei wem verleitet ein stimmiger Rhythmus alle Gliedmaßen zum Mitschwingen? Wer empfindet den Klang der Stimme als wohltuend oder schön? Wer sieht wenigstens Kreativität in den Textzeilen oder erlebt hier auch nur einen klitzekleinen Hauch musikalischer Erfrischung? Wer? Bitte! Nun darf man mich gerne für einen Kunstbanausen halten, wenn ich deutlich sage, dass dieser Beitrag nichts, aber auch gar nichts mit Musik zu tun hatte. Bei einem Musikwettbewerb. Und doch, ich muss auf die Optik und die gesamte Performance eingehen, ich kann nicht anders. Ist es wirklich nötig, eine (musikalische) Botschaft derart zu vermitteln, damit sie ankommt? Echt jetzt? Diese Show wirkte wie ein aggressiver, zerfledderter Papagei, der nach Jahren der Gefangenschaft den Ausbruch aus seinem Käfig geschafft hat und beim Abfeiern dessen erstmal gegen die Wand geflogen ist. Sowohl optisch als auch musikalisch sowie choreographisch. Verstörend und nicht zu fassen. Da ist eine Conchita Wurst im Gegenzug wenigstens musikalisch noch streitbar. Doch senil wirkende, geschminkte Herren in Feinripp, die unmelodisch umherbrüllen, beleidigen den Sinn für Ästhetik. Aber die scheint mit dem neuen Ideal der Nichtideale sowohl optisch als auch akustisch allmählich von der Bildfläche zu verschwinden. Bevor ich nun wage zu fragen, ob das Kunst ist oder weg kann, ordne ich die anscheinend für Provokationen bekannte Gruppe vorsichtshalber mal als kroatisches Helge-Schneider-Ding ein, den ich wiederum zu köstlich finde. Oder aber ich bin einfach zu alt für solchen Klamauk, auch wenn ich dafür ebenfalls nie zu begeistern war.


Immerhin hat der Auftritt auch was Gutes, vermittelt es dem deutschen Zuschauer doch ein Gefühl von Zuhause, wo man schon den Kindergarten- und Grundschulkindern diesen der offensichtlich irritierenden Zeit von Identitätskrisen geschuldeten Wahnsinn überstülpt - ob durch Vorlesestunden mit Olivia Jones oder Homodarstellungen halbnackter Tänzer eines vorgeblichen Kindertheaterstücks. Transvestiekünstler finde ich übrigens großartig und von Homeosexuellen erwarte ich ebenso wie von Hetero- und sonstigen -sexuellen, dass sie jegliche diesbezügliche Aktivitäten vor Kindern unterbinden. Kasperletheater mit Püppchen war einmal, heute tanzen wir lieber bunt und schrill in einer Traumwelt von 72 Geschlechtern und überschreiten dabei allerorts penetrant die Schamgrenzen jedes Alters.


Bleibt abschließend festzuhalten, dass die russischen Musiker somit den besten Teil erwischt haben, indem sie auch in diesem Jahr von dem Musikwettbewerb, der unter dem Motto "Vereint durch Musik" stattfand und bei dem politische Statements bekanntermaßen verboten sind, ausgeschlossen waren. Auf eine derart aufdringliche Farce lässt sich erfahrungsgemäß sehr gut verzichten - oder zumindest gut dabei einschlafen.


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