Vogelfeder auf Wiese
Foto: Dana Jungbluth / HRT
Zu meinem dreijährigen Blog-Jubiläum möchte ich ein wenig in Erinnerungen schwelgen. Das kann ich zum einen ohnehin gut und zum anderen bleibt mir derzeit gar nichts anderes übrig, als mich mit schönen Erinnerungen bis zu meiner hoffentlich endlich bald eintretenden Ankunft in Kroatien über Wasser zu halten. Es wäre zu leicht, jedoch für Sie wahrscheinlich zu langweilig, Ihnen nun bloß diverse Erlebnisse aufzulisten, die für mich in Kroatien schön waren. Zudem säße ich bei der Auflistung solcher sicherlich noch in einer Woche daran, so viele tolle Dinge, die ich in Kroatien erlebt habe.
Ich widme mich daher der Herausforderung, mich auf reine Momente (der innersten Empfindungen) in Kroatien zu beschränken, an die ich mich gerne zurückerinnere. Auf diese Weise lässt sich das wohlige Gefühl, das ich dort fast durchgehend empfunden habe, vielleicht zurückholen. In eine Zeit, in der ich es brauche, um weiterzukommen und nicht zu vergessen, wofür ich manche Wege anscheinend gehen muss, die ich am liebsten einfach abreißen würde. Manchmal mag ein Abriss möglich oder sogar notwendig sein. Aber es gibt auch Situationen, in denen er keinen Weg mehr übrig ließe. Also nichts wie hin zu schönen, wohltuenden Momenten des Friedens und des Glücks. Ich weiß schon, warum ich Leo Lionnis Maus Frederick schon als Kind faszinierend, inspirierend, wegweisend und beruhigend fand. In meinen Augen ist diese Geschichte eine der wichtigsten Botschaften oder sogar Hilfen, die man Kindern für ihren ganz eigenen Lebensweg mitgeben kann.
So bin ich bis heute. Wie Frederick. Sicherlich eigenbrötlerisch und in Einsamkeit verharrend anmutend. Doch übertreffen die Bewegungen in meinen Gedanken sogar das hektische Gewusel der Körner und Nüsse sammelnden Mäuse ringsherum. Neben Sonnenstrahlen, Farben und Wörtern, wie Frederick es macht, sammle ich Gedanken, die auch Erinnerungen beinhalten, Eindrücke, die ich zum Verständnis zusammenfüge und unzählige Emotionen, die mit all dem Treiben einhergehen. Da braucht es die Einsamkeit, die ganz ohne Gewusel jedoch auch nicht funktioniert. Diese Art von Hintergrundgeräuschen, Zikadenklängen gleich, sind das Futter für Frederick, während seine Gedankensammlung wiederum wertvolles Futter im Gewusel bilden soll. Ein Wechselspiel, das beim beiderseitigen Anspruch auf Virtuosität nicht immer harmoniert. Es gilt, den Ton gegenseitiger Bedürfnisse pointiert zu treffen. Ich verrate Ihnen meine heimlichen Gedanken dazu: Ich glaube, dass solche Momente gar nicht rar, sondern in ungeahnter Anzahl zu finden sind. Aus meiner Sicht liegt das Problem darin, dass kaum einer seinen Geist, sein wahres Auge, dafür öffnet. Eben weil die einen komisch und die anderen hektisch wirken.
Es handelt sich demnach tatsächlich meist um einen Bruchteil von Sekunden, in dem wir solche sonderbaren Energien spüren (können). Mir persönlich gelingt das in Kroatien am besten. Oder sogar ausschließlich... bewusst... intensiv... ich kann es nicht ganz einordnen. Aber es gefällt mir, wirkt es doch so unglaublich. Traumhaft. Und ich liebe Träume. Drum scheint die Arbeit damit tatsächlich auch keine Arbeit zu sein, ist deren Prozess wohl für die wenigsten ersichtlich. Die permanente Bewegung der Gedanken jedoch gleicht einem nie enden wollenden Marathon, bei dem Sie sich wünschten, dass man Ihnen von Zeit zu Zeit mal ein Wasser reichte, Sie verschnaufen ließe oder gar mit Ihnen rannte. Um irgendwann Verweilen zu können. Aber ich schweife - wieder einmal - ab.
Momente also. Schöne. Erholsame. Magische. Für die Gedanken und das wahre Auge. Die hatte ich in Kroatien. Momente für mich allein. In Einsamkeit. Auch der Einsamkeit mittendrin. Im Gewusel der Zeit. Da war Regen und Wind und mit ihm zog die Zeit an mir vorbei, als sei ich ihr überlegen. Losgelöst, fast unbefangen war ich imstande, ihr liebevoll zuzuwinken. Wahrlich ein Genuss des Triumphes. Für einen Moment. Ein Blick aus dem Fenster, der mich mit der Weite fliegen und zugleich mit ihr verschmelzen ließ. Unendliche Freiheit in einem aufgeheizten, vollbesetzten Auto, das unter mir wie von Geisterhand zu fahren schien. Aber auch atemberaubende Momente der Natur und der Schöpfung, in denen ich fast verloren und ungläubig den Zikaden, dem Meeresrauschen oder den fremden und entfernt vertrauten Stimmen lauschte. Sehnsüchtig. Auch sind es tiefe Blicke, die ich gerne in meinen Erinnerungen trage. Blicke, die mehr über die Seelen der Menschen offenbarten, als es sichtbare Aktivitäten oder Worte jemals könnten. Es ist ein ganz eigenes Glitzern, ähnlich dem Sternenfunkeln, das Ihnen auch in fremden Augen verrät, dass man Sie - ein Frederick womöglich - erkannt hat. Eine ebensolche Anziehung wie eine Umarmung, die sich so geborgen und bekannt anfühlt, als verweilten Sie schon immer in ihr. Solche Momente erscheinen trotz überraschendem Zeitpunkt ganz und gar nicht wie eine Überraschung und doch lässt einen das Geheimnisvolle daran nicht mehr los. Das passiert einem übrigens selten beim Nüssesammeln. Aber falls doch, wurden Sie wahrscheinlich auf unerklärliche Weise innerlich dazu getrieben.
Die Gedanken an solche schönen Erinnerungen von Blitzmomenten kommen einem wie eine Ewigkeit vor. Wahrscheinlich, weil man ewig von ihnen zehren und für das Leben lernen kann. Und weil sie einem eben gefühlt selten erscheinen. Beim Nachdenken und Schreiben darüber fällt mir nun auf, dass ich in Deutschland sogar mehr und vor allem gar erstaunlichere Momente hatte, die sich gar nicht recht niederschreiben ließen. Auch waren sie ebenfalls äußerst positiv, mit dem Unterschied jedoch, dass sie mir aus verschiedenen Gründen stets eine Warnung, Hilfe, ein Zeichen, Abschied oder gar eine Rettung sein sollten. Oder höchstens mal ein, wenn auch beeindruckender und in Erinnerung bleibender, Wegweiser eines anderen verirrten Fredericks. Das scheint es zu sein, was mich an den magischen Momenten in Kroatien reizt: Sie sind - vor allem für Fredericks - einladend, verständnisvoll und wertschätzend! Und dort, wo sie es nicht sind, besinnt man sich auf die erlernte Einsamkeit zur Fortführung seiner wertvollen Sammlung, die einem niemand nehmen, aber die man sehr wohl geben kann. Denjenigen, die sie begreifen.
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