Präsident Zoran Milanović befindet sich zu einem zweitägigen Besuch in Malta, wo er von Präsident George Vella empfangen wurde. Neben seinem maltesischen Amtskollegen traf der kroatische Präsident am Montag auch mit dem Sprecher des Repräsentantenhauses des Parlaments Angelo Farrugia und mit dem Premierminister Robert Abel zusammen.
Im Fokus der Gespräche steht der Beitritt Kroatiens zum Schengen-Regime, die Erfahrungen Maltas nach der Einführung des Euro, die aktuelle Sicherheits- und Wirtschaftskrise sowie die Situation in Bosnien-Herzegowina.
Zoran Milanović kritisierte die jüngste Entscheidung, der Ukraine und Moldawien den Kandidatenstatus für die EU-Mitgliedschaft zu gewähren, nicht aber Bosnien und Herzegowina: "Der jüngste Schritt, der Ukraine und Moldawien den Kandidatenstatus für die EU-Mitgliedschaft zu gewähren und dabei Bosnien-Herzegowina außer Acht zu lassen, hat nichts mit staatsmännischer Umsicht, mit Weitsicht und Verantwortung in der internationalen Politik zu tun. Es lässt sich politisch, taktisch und am Ende ethisch kaum argumentieren, warum die EU bzw. der Europäische Rat - als letztendlich entscheidendes Gremium - Bosnien-Herzegowina nicht den Kandidatenstatus zuerkannt hatte. "
Präsident Georg Vella seinerseits sagte, dass er die Sensibilität des kroatischen Präsidenten in der Frage der Rechte der Kroaten in Bosnien-Herzegowina verstehe und betonte, dass die jahrzehntelangen Bemühungen einiger Kandidatenländer aus dem Westbalkan nicht belohnt worden seien: „Es besteht Bedarf für ein deutlich stärkeres Engagement der Europäischen Union gegenüber den Ländern des Westbalkans. Außerdem besteht die Gefahr, dass diese Länder beginnen, sich dem Einfluss von Drittstaaten zuzuwenden. Eine ernsthaftere und klarere europäische Perspektive würde unter anderem zur Stabilität Südosteuropas beitragen."
Im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt Kroatiens im Jahr 2013 sagte Milanović, dass die Beitrittsverhandlungen Kroatiens mit dem Wissen geführt wurden, dass in Bosnien-Herzegowina etwa 600.000 kroatische Staatsbürger leben: „Deshalb kann man nicht sagen, dass diese Menschen kroatische Staatsbürger geworden sind, nachdem Kroatien in die EU eingetreten ist. Sie waren dort schon vor 2013. Eine große Zahl der in Kroatien lebenden Menschen haben ihren Ursprung in Bosnien-Herzegowina, Kroatien ist verpflichtet, diesen Menschen zu helfen, zu versuchen, zur Lösung ihrer Probleme beizutragen, aber auf eine friedliche Weise."
Quelle: HRT